Dass ich ein Zauberer aus dem Osten bin, ist eine Wahrheit, dass ich aus dem Westen stamme, auch. Wie das manchmal so ist mit den Wahrheiten... Ich bin eben in Berlin (West) aufgewachsen, also der Westen im Osten quasi.
Derzeit bin ich aber eher Zauberer von Karslruhe, wir proben weiterhin und hatten auch schon unsere erste Krise, wo wir aus der anfänglichen Euphorie über die neue Show plötzlich wieder zurückgeworfen wurden, denn wir haben festgestellt, dass unsere Requisiten einfach zu groß sind für die Bühne und wir da einiges ändern müssen... einerseits müssen wir die Requisiten reduzieren und wir müssen andererseits Requisiten so verändern, dass sie durch eine 98cm breite Tür (genau: 985mm ist wohl Standard) passen. Jedenfalls waren wir erst mal gedämpft, weil die Zauber-Illusion, die wir jetzt aus dem geplanten Programm nehmen, echt teuer war und wir schon einige Mühen damit hatten. Aber es hat natürlich auch etwas befreiendes, wenn man seine "Darlings" killt.
Da waren wir wieder auf unsere Kreativität zurückgeworfen und standen quasi vor der Aufgabe, ein anderes Kunststück als das geplante als Höhepunkt zu nehmen. Dieses Kunststück (unsere Showkanone) ist derzeit in der Wekrstatt und wird auf Steampunk getrimmt, wobei die neuen Farben unserer Show wohl eher pastell werden. Die Zeit hat inzwischen unsere Show verändert, aber die Veränderungen für die Show laufen noch im Stile der alten Steampunk Idee. Puh. Dann hab ich unseren Requisiteur angerufen und gefragt, ob er das Design noch anhalten kann und neu machen kann eher in die verspielte kindliche Richtung, er versprach was zu machen. Dann habe ich ihn wieder angerufen und habe gesagt, er solle den Spagat nun doch nicht versuchen, er möge bei Steampunk bleiben so wie geplant. Ansonsten wird es nichts halbes und nichts ganzes.
Um voranzukommen, habe ich natürlich erst mal ausreichend Kaffee getrunken, kein Wunder, dass Kaffee ab dem 17.Jahrhundert den Gang der Geschichte verändert hat. Schließlich haben die Diskussionen in den Kaffeehäusern etwa die Aufklärung und die französische Revolution begünstigt und die Gemeinschaft der Menschen gestärkt, zum Beispiel im "Procope" in Paris- dem ersten Kaffeehaus Frankreichs. Hier wurde von Diderot auch die "Enzyklopädie oder ein durchdachtes Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Handwerke" entwickelt und herausgegeben. Die Demokratie wurde zur viel diskutierten Idee. Im Merchants coffee house in Philadelphia wurde die amerikanische Declaration of Independance verfasst und im Cafe Griensteidl in Wien wurde ein Manifest ausgearbeitet, das zum Sturz von Metternich und zur Revolution 1848/49 führte.
Dann habe ich mir Kreativitätsmusik angeschaltet und bin über diese Musik über Umwege auf den Zauberer von Oz gelangt und bin dann erst mal hängen geblieben bei den unfassbaren Schwierigkeiten beim Dreh dieses Films von MGM (das heute übrigens Amazon gehört). Der Film wurde zum zweitteuersten Film damals nach Ben Hur. Der Regisseur wurde mehrfach gewechselt, erst Richard thorpe, dann Victor Fleming, dann King Vidor, Fleming ging zwischenzeitlich zu Vom Winde Verweht, wo George Cukor entlassen wurde, der vorher auch beim Zauberer von Oz mitgewirkt hatte. Judy Garland war eigentlich nur eine Zufallswahl, sie bekam auch während des Drehs immer weiblichere Maße, sodass ihr schmerzhaft der Busen abgebunden wurde und sie wegen Kicherns von Fleming eine Ohrfeige bekam. Sowieso gab es viele Schmerzen, der Tinman wurde irgendwie mit Aluminiumpulver eingepudert und wurde dadurch krank, die Hexe fiel aus wegen Kupfer-Make-Up, das Kostüm der Vogelscheuche bestand aus Teilen aus Asbest und Asbest wurde auch eingesetzt etwa als Schnee. Im Film wurden übrigens 124 Kleinwüchsige als Munchkins eingesetzt.
Apropos Asbest: Thomas aus Essen hat mich angerufen weil sein Feuerportemonnaie in Flammen aufgegangen ist, aber nicht so wie geplant sondern wegen brennendem Akku!
Weg von der Musik habe ich dann mit der Listentechnik angefangen, habe mal alles zum Thema Kanone zusammengesammelt, das hat mich erst mal nicht weitergebracht, dann habe ich einen Podcast gehört zum Thema Night Science, der mich sehr inspiriert hat... Danach gibt es Night Science und Day Science, Inspiration und Perspiration, zwei unterschiedliche Formen der Wissenschaft. Die Eine, Day Science, ist die übliche Wissenschaft. Es gibt ein Problem, dann gibt es eine Idee oder Hypothese und dann gibt es Tests, die zwar nix beweisen, aber vieles widerlegen können. Das ist die Dayscience. Die Nightscience ist die Suche nach der Idee, also nach der Hypothese quasi. Wie kommt man/frau auf Ideen? Hierbei ist es wichtig die RICHTIGEN FRAGEN zu stellen. In meinem Fall ging das also so:
Ich habe die Kanone und den Effekt, das ist das eine, aber was ist das andere? Was wollen die Leute? Was will ich? Was mag ich richtig? Was mag ich an mir? Was mag ich nicht an mir? Was will ich erreichen? Was ist mein sehnlichster Wunsch? Was finde ich lustig? Zum Beispiel bei Paddington: Die Tochter der Familie, in die Paddington gerät, lernt Chinesisch, zum Beispiel Sätze wie: Ich werde der Spionage verdächtigt, ich brauche einen Rechtsanwalt.
Und plötzlich kam aus diesen Fragen eine Idee... eine Idee, die uns vielleicht weiter bringt, da will ich noch nicht so viel verraten, schließlich sollen ja alles Hörerinnen und Hörer zur Show dann kommen.
Aber die Idee hat wieder erreicht, dass ich es kaum erwarten kann, die Idee umzusetzen und sie der ganzen Welt zu zeigen...
oder zumindest dem EUROPAPARK und seinen vielen netten Menschen ... :-)
Lieder für den Podcast: Over the rainbow judy garland Dancing michelangelo luis berra (i cant help falling in love presley)
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