Zauberer Heidelberg / Neckargemünd
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Auf der Suche nach einem speziellen Zauberrequisit, das nach Bestellung nicht rechtzeitig angekommen war, mussten wir uns nach Neckargemünd aufmachen, da wir dort einen Zaubershop entdeckt hatten: Der Zaubershop von Zauberer Maximus. Während früher in jeder größeren Stadt ein Zaubergeschäft zu finden war, sind die "analogen" Zauberläden inzwischen selten geworden. In Berlin gab es damals (in der "guten alten Zeit" :-)) Zauberläden wie Freers Zauberladen, Magic & More, Jack Reynolds Zauberkeller am Brauerplatz und natürlich den Zauberkönig in der Hermannstrasse bzw. Herrfurthstr. 6a... Heute gibt es noch den Fabioulus Magic Store aber die beiden letztgenannten sind meines Wissens die beiden letzten real existierenden Berlin Zaubergeschäfte. Ich frage mich, wie es in den USA aussieht, wo ich im Jahre 1991 eine Tour durch etwa 30 Städte und ihre Zaubergeschäfte gemacht habe... ich kann mich besonders an den Zauberladen in Salt Lake City erinnern, aber natürlich auch an Tannen's in New York oder Houdini's magic shop in San Francisco. Es war auf jeden Fall sehr interessant, mal wieder einen Zaubershop live zu betreten. So ein Geschäft hat tatsächlich seine eigene Magie - Ein schöner Ort, um KollegInnen zu treffen. Anlässlich der gestrigen Vorpremiere habe ich mir noch in einem Friseurgeschäft in der Nähe des Zauberladens den Bart und meine Haare machen lassen (der Übergang ist fließend)... irgendwie sieht es immer besser aus, wenn es jemand anderes macht als man selbst. Auf die Frage, was ich denn beruflich mache, habe ich wahrheitsgemäß geantwortet, dass ich Zauberkünstler sei und habe dann die üblichen Fragen beantworten müssen, ob das der einzige Beruf sei und ob man damit gut Geld verdienen könne. Ungewöhnlich war dann die Frage, ob die Zauberkunst nicht von den Sinti und Roma stamme. Jetzt wurde es etwas ungemütlich auf meinem Sitz, ich wusste gar nicht genau warum. Ich habe geantwortet, dass die Zauberkunst bereits im Papyrus Westcar vor 4000 Jahren in Ägypten erwähnt wurde, aber wusste ungefähr, was die Friseurin meinte... sie meinte wohl das sogenannte "Fahrende Volk", das unter anderem Taschenspielertricks zum Broterwerb zeigte, wie im berühmten Bild von Hieronymus Bosch abgebildet. Aber eigentlich war das fahrende Volk nicht unbedingt gleichbedeutend mit "Sinti und Roma", ja im Englischen (Travellers) gibt es eine bewusste Abgrenzung zwischen den "Fahrenden", den "Vagabunden" und den Roma. Roma selber natürlich kamen aus Indien, wo Zauberkunst auch eine große Tradition hat. Naja, also so genau konnte ich keine Antwort geben aber trotzdem war ich irgendwie verwirrt. Wollte ich etwa selber nicht mit Sinti und Roma auf eine Stufe gestellt werden und bin tief in mir eigentlich rassistisch? Oder gefiel mir nur nicht die pauschale Bewertung von Sinti und Roma als Taschenspieler? Aber Taschenspieler ist doch eigentlich etwas gutes!? Verzwickt.
Naja, jedenfalls war es alles in allem eine sehr nette Begegnung und ich konnte gut rasiert die Show meistern gestern Abend im Heidelberger Wintervariete.
Heute Abend ist dann Premiere und wir sind gut vorbereitet. Wir zeigen insgesamt recht wenig Zauberei, das Programm ist vollgepackt mit großartiger Artistik. Dreieinhalb Stunden Entertainment vergehen wie im Fluge. Es lohnt sich! Ab Mitte Dezember zeigen wir dann zusätzlich im Zelt nebenan unsere Kindershow "Simsala!", wo wir mehr von unserem Können präsentieren.
Dann war eine Party bei uns im Hotel und ich bin mal vorbeigegangen und siehe da! Sven Heubes machte Tischzauberei.
Was ich sehr lustig finde, ist eine Erfindung eines Startups in Södertälje, Corvid Cleaning, die Maschinen aufgestellt haben, wo Krähen Zigarettenstummel (cigarette butts!) aufsammeln können und als Belohnung Erdnüsse bekommen. Man kann also nicht Menschen erziehen, keine Zigarettenstummel wegzuwerfen, aber Krähen erziehen, diese einzusammeln. Bravo.
Auch Hummeln finde ich extrem interessant, man sagt ja, sie fliegen einfach, weil niemand ihnen gesagt habe, dass das mit ihrer Körperfülle nicht möglich ist. Tatsächlich wurde nun herausgefunden, dass Hummeln sich gegenseitig mit guter Stimmung anstecken können. Man hat Blaue Blumen mit Zuckerlösung getränke und Grüne nicht. Nach einiger Zeit verstanden sie, dass sie zur Blauen hin müssen. Dann hat man Blumen mit einer Zwischenfarbe hingestellt und hat ihren Optimismus getestet. Hummeln, denen man Zuckerlösung gegeben hatte, waren positiver und optimistischer. Wenn man sie mit anderen Hummeln zusammengetan hatte, wurden auch diese optimistischer. Ansteckend! Sie reagierten übrigens auch auf blinkende Zeichen kurz (Morsecode E) und lang (T)... Hummel Hummel Mors mors!
Meine Hauptbeschäftigung derzeit besteht übrigens aus Warten, so eine Dinnershow hat echt viele Pausen. Aber so kann ich an neuem Material fürs nächste Jahr arbeiten. Inzwischen haben wir schon wieder eine neue Idee.... die geht ungefähr so: Ich habe eine Meerjungfrau gefangen und kann sie sogar unter Wasser verstehen ... ich halte ein Stetoskop ans Aquarium und höre sie schimpfen, dass ich sie sofort frei lassen soll! Ich lasse das Wasser ab und sie hat plötzlich Beine. Aber sie kann damit nur 20 Minuten überleben, es sei denn... sie findet den Sinn des Lebens. Oder so... da sind wir noch dran :-)
Die ursprüngliche Klavieridee ist aber auch noch nicht gestorben... ich spiele täglich auf meinem Roli Klavier. Es ist sehr erstaunlich, was man doch leisten kann nur durch Regelmäßigkeit! Ich bin durch das Klavierspielen plötzlich motiviert, auch andere Dinge regelmäßig zu tun, zum Beispiel neue Tricktechniken zu lernen.... das ist wirklich magisch, dass man erst denkt, das schaffst Du nie! Du kämpfst Dich mit einer Hand ab und Du weißt die ganze Zeit, das ist nur EINE Hand, die ist so schwierig schon allein und Du sollst dann irgendwann noch die zweite dazunehmen? Niemals. Aber plötzlich macht die Hand einfach mal das, was sie soll und plötzlich machen Deine Finger genau das, was Du von ihnen wolltest, aber es ist nicht wirklich durchs Gehirn gesteuert, hat man das Gefühl. Es ist echt magisch.
Hurensohn! Das soll meine Anrede sein für Martin... das sagt zumindest Kollege TJ Wheels mit dem man backstage wirklich viel Spaß haben kann. Wir haben jetzt ein Impovisationstheater gegründet gestern abend nach der Show und haben uns nach schon 5 Minuten wieder aufgelöst. Es war einfach völlig wertlos was wir produziert haben. Wir haben frei improvisiert zu einem Buchstaben... er sagte EI! Ich habe gesagt, das sei kein Buchstabe sondern ein Umlaut, er sagte, nein, es sei ein Omlett. Dann kommt Ochir hinzu aus der Mongolei und wir haben ihn um einen Buchstaben gebeten, er sagte "I" und ich habe Icecream assoziiert und TJ Wheels lacht sich kaputt, denn Eiscreme würde doch mit "E" geschrieben. Man muss es erlebt haben. TJ Wheels ist so ein Kollege, der nach dem Prinzip agiert: Wenn man etwas laut sagt, wird es lustig. Und es stimmt. ES STIMMT!!!
Übrigens: Die Premiere im Wintervariete Heidelberg ist gut gelaufen. Eigentlich fast schon zu gut. Was soll jetzt noch kommen? :-)



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