Zauberer am Strand
- info4525495
- 13. Juni
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Juni
Nun, man darf ja wohl noch träumen! Gerade wenn wir wie hier im Europapark an ein längeres Engagement gebunden sind, träumt man sich hin und wieder weit weg und hat ein starkes Bedürfnis nach Strandatmosphäre. Als dann auch noch die Nachricht kam, der Beach Boys Gründer Brian Wilson sei gestorben, will man sofort nach Miami Beach und dort halbnackten Menschen beim Volleyball zuschauen.
Immerhin war ich gestern Tennis spielen, ein erstes Mal seit langem, und jetzt habe ich das Gefühl, schief zu stehen, da Tennis schon eine ziemlich einseitige Belastung ist. Ich habe auch mal wieder festgestellt, dass manche Begriffe in Vergessenheit geraten, und das ist auch gut so. Ich habe zu meiner Tochter gesagt: Meine Sonnencreme hab ich zwar dabei, aber die ist von anno tobak. Sie daraufhin: Meine ist von Eucerin. Ich fand es lustig.
Ich war mal wieder auf einer Feier hier in Rust, seit ich hier bin werde ich auf Geburtstage eingeladen, für mich ungewohnt. Alle Menschen in Rust vereint der Europapark - im positiven wie im negativen. Es gibt ja auch Leute, die in Rust wohnen und ihre "Ruhe" haben wollen. So hab ich letztens mal wieder einen Zettel am Auto gehabt: "Sie dürfen hier nicht stehen und das Ordnungsamt ist INFORMIERT!!!!" Solche Leute haben schon einen ziemlichen Frust. Ich bin natürlich Team Europapark und umgebe mich sehr gern mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Ich saß dann mit Musikern zusammen und wir haben uns bekräftigt, dass es schön ist, auf einer Feier zu sein und nicht auftreten zu müssen. Später habe ich dann Tischzauberei gemacht und die beiden haben Musik gespielt. :-)))) Typisch.
Dabei ist mir auch so ein Effekt eingefallen, denn ich hatte Scotch und Soda in der Tasche, den mir Thomas Graf von Bratwurst geschenkt hatte. Und dann ist mir eingefallen, dass man ja auch folgendes damit machen kann: Man legt ein 50cent stück und ein 5 cent Stück unter ein Glas, schüttelt es etwas und das Fünf Cent Stück wandert durch den Tisch und kommt unter dem Tisch wieder zum Vorschein. Ich war ganz aufgeregt.
Es gab auch einen sehr guten Gag später, wie ich finde, denn die beiden Musiker sind wohl Trump Unterstützer, was mir partout nicht in den Kopf will, wie man als Mensch der Kunst und Kultur einen Despoten favorisieren kann. Jedenfalls sangen die beiden später: Englishman in New York und als sie ein letztes mal "I'm a legal alien" sangen, sagte einer laut: "Aber nicht unter Trump!" Bestes Timing. Bravo.
Heute ist Freitag der 13. und was mir auch nicht in den Kopf will, ist, dass Freitag der 13. wirklich öfter im Kalender vorkommt als Donnerstag der 13. oder Mittwoch der 13. ... kann das jemand erklären?
Die "Paraskavedekatriaphobie" ist wohl keine echte Angst, aber schon spannend. Es ist ja auch so eine importierte Sache aus den USA so wie Halloween oder Valentinstag und resultiert wohl aus einem Börsencrash, aus einem "schwarzen Freitag", der aber wohl eigentlich ein Donnerstag war. Nur wegen der Zeitverschiebung nach Europa wurde es ein Freitag. Insofern liegt das wahre Problem bei der Erdrotation.
Aber es hat wohl auch einen sexisitischen misogynen Hintergrund: Freitag ist ja der Tag der Freya, also von Aphrodite, und deren Glückszahl war 13. Das Christentum hat dann aus der 13 das "Dutzend des Teufels" gemacht. Schönen Dank.
Inzwischen heizt hier das Globe Theater ordentlich auf, das hat natürlich was gutes, denn wenn jetzt Leute das Theater während der Vorstellung verlassen, können wir es auf die Hitze schieben. Ich habe mich gestern mit zwei Leuten unabhängig voneinander unterhalten und beide haben mir gesagt: Ah, du arbeitest im Globe, da gehen wir im Sommer nicht mehr hin, da vergeht man ja vor Hitze. "Der Kleine wollte gehen, aber das geht natürlich nicht, dass man während der Show geht. Ach NEIN???" Na toll. Letztens sind welche gegangen und sind aus Versehen auf die Bühen abgebogen.
Gute Nachrichten: Ich habe gestern eigenhändig einen großen Ventilator durch den Park getragen, die Leute dachten es wäre eine neue Attraktion. Jetzt haben wir einen schönen Luftzug. Kommt und seht!
Songs für unsere Playlist: Beach Boys Kokomo und California Girls

Nachtrag vom 5.6.:
Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist, dass ich mich gerade in Basel befinde und diese Zeilen im Stadtteil Gundeldingen (nicht: Gundelfingen!) schreibe... ich musste mal einen Abend raus aus Rust und rein in eine Großstadt. Natürlich bin ich auch ein bisschen tanzen gegangen. Basel belegt nach einer Studie von 2024 einen der ersten zehn Plätze der weltweit höchsten Lebensqualität, das konnte ich jetzt nicht bestätigen aber auch nicht widerlegen, dafür hat mir einfach die Zeit gefehlt. Aber Basel scheint auf jeden Fall eine erneute Reise wert zu sein; hier gibt es die größte Museumsdichte der Schweiz mit über 40 Museen auf weniger als 37qkm! Besonders interessant finde ich das Museum Tinguely. Jean Tinguely war ein Künstler der kinetischen Kunst, alles hat sich bewegt bei ihm. Er ging davon aus, dass ein Kunstwerk nie fertig sein darf, daher war ihm Malerei nicht geheuer. Er schuf teilweise Kunstwerke, die sich selbst zerstörten, quasi der Vorgänger von Banksy. So hatte er 1960 in New York eine riesige Installation (etwa 10 Meter breit und 8 Meter hoch) errichtet, bestehend aus Dingen wie einem Klavier, sehr vielen Fahrrädern, einer Badewanne etc. Die Maschine wurde am 17.3.1960 gestartet, fing an, sich zu bewegen und lärm zu machen, dann blies sich ein Wetterballon auf, das Piano fing Feuer und schließlich brannte fast alles nieder. Die Feuerwehr musste anrücken.
Letztenendes sind künstlerische Zaubershows auch nichts anderes als solche Happenings, nämlich Kunstwerke, die nicht "museifizierbar" sind, weil sie beginnen und nach kurzer Zeit wieder verschwunden sind. "Zauberkunst" ist natürlich nur dann Kunst, wenn sie den Vorführenden Künstler "erkennen" lässt, also besondere "eigene" Elemente hat, die nicht beliebig reproduzierbar sind. Hier ist insbesondere die Publikumsbeteiligung ein Element, das eine identische Wiederholung unmöglich macht. Die Show wird durch die Unkontrollierbarkeit zu etwas besonderem.
Von KünstlerInnen wie Tinguely können wir Zaubernde lernen: Zum Beispiel haben die Objekte Tinguelys durchaus komische Elemente, etwa sein "Luminator", eine Lampe von über 20 Metern Länge und 10 Metern Höhe, die Geräusche von sich gibt und sich bewegt: Ein absolutes Monstrum und eigentlich "nur" eine Lampe, aber eben durch die Absurdität dann schon wieder sehr lustig.
Apropos: Wir hatten letztens ein sechsjähriges Kind aus der Schweiz auf der Bühne, ich habe es gefragt, ob es Sport macht und das Kind hat sehr lang geantwortet. Ich habe mich entschuldigt für mein mangelhaftes Schweizerdeutsch (hier in Basel: baseldytsch!) und weiß bis heute nicht, was für einen Sport das Kind eigentlich gemacht hat.
Apropos lustig: Habe mal wieder TED gesehen, den Film von Seth Mac Farlane. Ich habe mal wieder sehr gelacht, auch über Witze, die eigentlich nicht ok sind (und waren). Es tut sich die Frage auf, was eine Puppe darf, ob sie mehr darf als ein Mensch, etwa wie meine Bauchrednerpuppe George. Er sagt ja auch einige sexistische Dinge, wird dafür dennoch geliebt, aber manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen. Man könnte sagen, meine Bauchrednerdarbietung ist R-Rated, also für Menschen ab 17, die verstehen, dass alles nur als Witz gemeint ist. Aber es bleibt ein Geschmäckle und das ist meist ein klares Anzeichen dafür, dass etwas nicht OK ist.
Johannes, der in jugendlichen Zeiten Jojo hieß und ein toller Zauberkollege ist, war zu Besuch im Theater und da er ja den "Duschbrocken" vertreibt, also trockenes Duschgel quasi, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob es eigentlich ok ist, wenn man Shampoo benutzt anstelle von Duschgel für den Körper. Ich habe nachgelesen und stieß dabei auf die Frage, ob Haare lebendig sind oder nicht. Nun, das kommt wohl darauf an, was genau man als "das Haar" definiert. Ein Haar besteht aus Haarschaft, der Haarwurzel und den Wurzelscheiden. Die Haarwurzel sitzt mit der Verdickung (Haarzwiebel) in der Haut. Die Haarzwiebel ist mit der Haarpapille verbunden, die aus Bindegewebe besteht. Die Haarwurzelscheiden umschließen die Haarwurzel. Diese und die Haarzwiebel sind im Gegensatz zum Haarschaft lebendes Gewebe. Die Zwiebel produziert (wie eine Haarfabrik) ständig Zellen, die sich in totes Horn umwandeln und nach außen gedrängt werden. Ein bisschen wie in einer Popcornmaschine.
Wir hatten auch in letzter Zeit hin und wieder Kinder auf der Bühne, die zu klein sind für die Bühne: Kaum waren sie auf der Bühne, haben sie plötzlich gemerkt, das sie von allen angeschaut werden und wollten wieder weg.
Spielst du Geige? Wollte ich einen unserer acht Techniker fragen gestern. Wenn er dann "nein" gesagt hätte, hätte ich geantwortet: Das dachte ich mir, du hast ja so ziemlich alles vergeigt.
Ich hatte so einen Moment wie in diesem Witz mit dem Weinglas... Ich hatte gehört, eine Brasilienerin sucht nach (mir aus dem Park) und ich dachte, ach lustig, wir haben ja mal auf ner Feier zusammen Bachata getanzt, vielleicht hat es was damit zu tun. Dann steht sie mir gegenüber und verdächtigt mich, dass ich ihr Auto angefahren habe. Ich war etwas perplex... :-)))
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